Einführende Information
Die Psychotherapieausbildung in der ÖAGP zeichnet sich vor allem durch folgende Charakteristika aus:
- Integration von Selbsterfahrung, Lernen im praktischen Handeln und praxisorientierter Theorievermittlung.
- Förderung der Entwicklung der eigenen Therapeutinnenpersönlichkeit und ihres spezifischen Stils statt blinder Nachahmung und Idealisierung von Vorbildern.
- Schwerpunkt Intensiv-Lernen in der Gruppe bei kleiner Gruppengröße (maximal 10, in der Regel 6-8 TeilnehmerInnen) mit zwei GruppenleiterInnen.
Die Ausbildung geht davon aus, dass das Wichtigste für die künftigen PatientInnen der Auszubildenden die Reifung oder Festigung der Persönlichkeit der künftigen Psychotherapeutin zu einer begegnungsfähigen, verlässlichen, nicht nur fachlich, sondern vor allem menschlich kompetenten Partnerin der ihr anvertrauten Hilfesuchenden ist.
Der/die Gestalttheoretische PsychotherapeutIn soll zur Sachlichkeit im Sinne Wertheimers und Metzgers fähig sein, also dazu, sich in seinem/ihrem psychotherapeutischen Handeln von der "Gefordertheit der Lage" leiten zu lassen. Dementsprechend ist auch für die gesamte Ausbildung eine enge Verbindung von Selbsterfahrung/Eigenanalyse, theoretischer und praktischer Ausbildung charakteristisch. Der Arbeit in der Gruppe als Therapie- und Ausbildungsmedium wird dabei Vorrang eingeräumt. Das Lernen in der Praxis durch Übernahme angemessener therapeutischer Aufgaben in der Ausbildungsgruppe unter Anleitung der AusbildnerInnen wird entsprechend dem Ausbildungsstand möglichst frühzeitig gefördert. Im Sinne der Kurt Lewin zugesprochenen Aussage, dass "nichts so praktisch ist wie eine gute Theorie", wird von den AusbildungsteilnehmerInnen die Bereitschaft zur intensiven Auseinandersetzung mit den gestalttheoretischen Grundlagen und zur Reflexion ihres therapeutischen Handelns vor diesem Hintergrund erwartet.
Die Teilnahme an der Ausbildung setzt ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit voraus. Dies kommt u. a. auch darin zum Ausdruck, dass jede Evaluation im Zuge der Ausbildung die Selbsteinschätzung der Auszubildenden ebenso miteinbezieht wie die Fremdeinschätzung durch die anderen AusbildungsteilnehmerInnen und durch die AusbildnerInnen. Wo immer dies in der Ausbildung möglich und sinnvoll ist, wird der Eigeninitiative und Selbsttätigkeit der Auszubildenden Vorrang vor Reglementierung und "Versorgung" durch die Ausbildungseinrichtung eingeräumt.
Den Aufbau der Ausbildung in Gestalttheoretischer Psychotherapie können Sie der tabellarischen Übersicht entnehmen. Detailliertere Informationen können der Ausbildungsordnung entnommen werden. Darüberhinaus können weitere Informationen bei der Geschäftsstelle der ÖAGP oder bei der KandidatInnen-Vertretung eingeholt werden.
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Wolfgang Metzger (2022)
Schöpferische Freiheit - Gestalttheorie des Lebendigen
Ein Schlüsselwerk der Gestalttheoretischen Psychotherapie. Es begründet die Auffassung vom Menschen als zur dynamischen Selbststeuerung fähig und angelegt. Es benennt die konkreten Kennzeichen, die der Arbeit mit Lebewesen und lebendigen Prozessen angemessen sind und sie radikal von jenen unterscheidet, die man in der Arbeit mit Maschinen und mechanischen Abläufen anwendet. Es charakterisiert die grundlegenden Arbeits- und Begegnungsformen des Pflegens, des Führens und des Kämpfens, die sich auch in der Psychotherapie im Prozess der Kooperation von Therapeutin und Klientin immer wieder abwechseln und ergänzen.
Die Neuauflage enthält auch einen Begleittext von Gerhard Stemberger (Psychotherapie und Schöpferische Freiheit), der die konkrete Bedeutung des Werks für die Gestalttheoretische Psychotherapie und die Psychotherapie im allgemeinen herausarbeitet und ihre Rezeptionsgeschichte in der Entwicklung der Gestalttheoretischen Psychotherapie darstellt und diskutiert.
3., erweiterte Auflage. Wien: Krammer 2022. 192 Seiten, Preis 26,00 Euro
Bestellung: info@oeagp.at