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Der Kritische Realismus als erkenntnistheoretischer Ansatz der Gestalttheorie / Gestaltpsychologie vertritt die Auffassung, dass streng unterschieden werden muss zwischen der transphänomenalen physikalischen Welt (Makrokosmos, “Welt an sich”) und der phänomenalen Welt (Mikrokosmos, anschaulich gegebene Welt). Während die physikalische Welt uns nicht unmittelbar zugänglich ist und damit nur indirekt in Form von theoretischen Konstrukten erschlossen werden kann, sind die Erlebnisvorgänge der phänomenalen Welt als unmittelbar und anschaulich gegeben anzusehen. Bewusstseinsfähig sind demnach nur Vorgänge der phänomenalen Welt, in der nach der Auffassung des Kritischen Realismus abermals unterschieden wird zwischen einerseits unmittelbar Angetroffenem und andererseits Gedachtem und Konstruiertem (siehe dazu die Differenzierungen der Wirklichkeit bei Metzger). Dieser Auffassung folgend ergibt sich, dass der unmittelbar erlebten Welt des einzelnen Menschen die gleiche Würde zukommt wie den mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden gewonnenen Erkenntnissen über die physikalischen und psychologischen Gegebenheiten. Für psychotherapeutisches Handeln heißt dies, die die Wirklichkeit des einzelnen Menschen ausmachenden Sinneswahrnehmungen, Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken zuerst einfach unvoreingenommen anzunehmen, wie sie sind.
Da der Kritische Realismus die physikalische Welt ebenso differenziert in physikalische Umwelt und physikalischen Organismus wie die phänomenale Welt in anschaulich erlebte Umwelt und anschaulich erlebten Körper-Ich-Vorgängen, wird verständlich, dass der Mensch sich als Leib-Seele-Ganzes erlebt. Zusammenhänge zwischen psychischen und physischen Vorgängen werden mit Hilfe der Isomorphieannahme erklärt, wonach von struktureller Gleichartigkeit von psychischen und (gehirn)-physiologischen Prozessen auszugehen ist.
Siehe auch:
Literatur, Grundlagen:
Literatur, Kritischer Realismus und Psychotherapie: