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beziehungszentriert

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Beziehungszentrierter Ansatz

In der Gestalttheoretischen Psychotherapie richtet sich die Aufmerksamkeit der Therapeutin wesentlich auf die Beziehungen der Klientin – auf ihre familiären, Liebes- und Freundschaftsbeziehungen ebenso wie auf ihre Arbeitsbeziehungen und sozialen Beziehungen im weitesten Sinn. Der Grund für diese Fokussierung liegt in der Überzeugung, dass ein Großteil der so genannten psychischen Störungen ihren Ursprung im mit-menschlichen Zusammenleben hat, selbst dort, wo das zu bewältigende Problem auf den ersten Blick nicht im Bereich mit-menschlicher Beziehungen zu liegen scheint (z. B. bei schweren Verlusten, Traumatisierungen durch Naturereignisse, schweren körperliche Erkrankungen etc.). Therapie muss wesentlich eine „Therapie der Beziehungen“ sein.

Beziehung Klientin-Therapeutin

Dieser Fokussierung auf die mit-menschlichen Beziehungen im Leben der Klientin entspricht eine Fokussierung auf die therapeutische Beziehung von Klientin und Therapeutin. Diese trägt die psychotherapeutische Situation und entscheidet letztlich über den Therapie-Erfolg. In dieser Beziehung können mit-menschliche Probleme der Klientin und ihre Möglichkeiten des Umgangs damit in übertragener Weise erlebt und direkt bearbeitet werden, im gelungenen Fall neue Begegnungs- und Beziehungserfahrungen ermöglicht werden (vgl. Stemberger 2018). Dabei ist streng darauf zu achten, dass die therapeutische Beziehung in der Erlebniswelt der Klientin eine andere ist als die therapeutische Beziehung in der Erlebniswelt der Therapeutin.

Im Verlauf einer Psychotherapie als Ganzes wie auch in den einzelnen Einheiten begegnen sich Klientin und Therapeutin jedenfalls in unterschiedlichen Beziehungsformen. Der jeweiligen konkreten Situation sind auch unterschiedliche Beziehungsformen angemessen. Als drei Grundformen gelten die von Wolfgang Metzger für die Arbeit mit dem Lebendigen angeführten, demnach auch für die Zusammenarbeit zwischen Klientin und Therapeutin geltenden Formen des Pflegens, des Anleitens und des Kampfes (Metzger 1962, siehe dazu Kästl 2011). Giuseppe Galli hat mit seiner gestalttheoretischen Analyse der so genannten „sozialen Tugenden“ Prägnanzstrukturen zwischenmenschlicher Beziehungen herausgearbeitet, die diesen Beziehungsansatz der GTP weiter konkretisieren (Galli 2005; Stemberger 2013b).

Beziehung zu sich selbst - Beziehung zu anderen

Der beziehungszentrierte Ansatz der GTP vervollständigt sich zu einer Trias der Beziehungsfokussierung, indem auch die Eigenbeziehung der Klientin in den Blick genommen wird. Dem persönlichkeitstheoretischen Ansatz von Mary Henle folgend wird in der GTP angenommen, dass es komplexe Wechselwirkungen zwischen der Beziehung einer Person zu sich selbst und ihren Beziehungen zu anderen Menschen gibt.

beziehungszentriert.1626952700.txt.gz · Zuletzt geändert: 12.03.2024 13:25 (Externe Bearbeitung)