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transposition

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Transponieren; Transposition

Schon 1890 hat Christian von Ehrenfels erkannt, dass sich Gestalten dadurch auszeichnen, dass sie transponierbar sind, dass also etwa eine Melodie auch dann als die gleiche Melodie wiedererkannt wird, wenn sie in eine andere Tonhöhe versetzt wird und dabei von den ursprünglichen Tönen möglicherweise kein einziger erhalten bleibt. Auf dieser Transponierbarkeit von Gestalten beruht das Wiedererkennen von Personen, Gegenständen und Abläufen auch unter wesentlich geänderten Bedingungen (z.B. unter anderen Lichtverhältnissen, in Schwarz-Weiß oder in Farbe, bei völliger Materialveränderung wie z.B. lebendiger Mensch und Skulptur oder Fotografie usw. usf.). Worauf es dabei ankommt, ist nicht die Teil-zu-Teil-Übereinstimmung, die in den meisten Fällen eben gar nicht mehr gegeben ist, sondern die Übereinstimmung in den Gestaltqualitäten, vor allem hinsichtlich der „Rolle“ und „Funktion“ der Teile im Ganzen.

Die Rolle von mehr oder weniger gelingenden Transpositionsprozessen im menschlichen Alltagsleben zeigt sich in vielfältiger Form, etwa im Verhalten beim Lösen von Problemen. Dafür ist maßgeblich, dass jemand imstande ist, einen einmal gefundenen Lösungsweg und die dafür eingesetzten Lösungsmittel nicht blindlings eins zu eins auf eine andere Situation zu übertragen, sondern sinngemäß und den anders gelagerten Umständen entsprechend.

Dafür ist die Einsicht in das Wesen der Sache und die konkreten Zusammenhangsverhältnisse und Wechselbeziehungen der Teile in ihrem Ganzen erforderlich. Diese Einsicht ist nicht immer gleich gegeben, aber sie kann durch eine offene Haltung und eine experimentell variierende Vorgangsweise gefördert werden.

transposition.1627030010.txt.gz · Zuletzt geändert: 12.03.2024 13:26 (Externe Bearbeitung)