Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung Nächste Überarbeitung | Vorhergehende Überarbeitung | ||
physiognomische_charaktere [15.03.2017 11:02] stemberger |
physiognomische_charaktere [12.03.2024 13:26] (aktuell) |
||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
====== Physiognomische Charaktere ====== | ====== Physiognomische Charaktere ====== | ||
+ | [EN: physiognomic character] | ||
+ | |||
// | // | ||
+ | |||
+ | ==== Zum Begriff ==== | ||
In Anlehnung an Kurt Lewins Begriff der [[aufforderungscharakter|Aufforderungscharaktere]], | In Anlehnung an Kurt Lewins Begriff der [[aufforderungscharakter|Aufforderungscharaktere]], | ||
- | "Im [[feld_psychologisches|psychologischen Feld]] können Objekte Eigenschaften aufweisen, die sich weder in Begriffen ihrer Form, noch ihrer Farbe, noch ihrer praktischen Funktion fassen lassen und die doch einen mächtigen Einfluss auf unser Verhalten ausüben können. Diese Charaktere sind für uns am stärksten in der menschlichen Form ausgeprägt, | + | >"Im [[feld_psychologisches|psychologischen Feld]] können Objekte Eigenschaften aufweisen, die sich weder in Begriffen ihrer Form, noch ihrer Farbe, noch ihrer praktischen Funktion fassen lassen und die doch einen mächtigen Einfluss auf unser Verhalten ausüben können. Diese Charaktere sind für uns am stärksten in der menschlichen Form ausgeprägt, |
+ | |||
+ | Der Ausdruck „physiognomisch“ nimmt auf das Gesicht Bezug, in dessen äußerer Erscheinung das innere Wesen des Menschen zum Ausdruck kommen kann. Koffka weist darauf hin, dass in der Erlebniswelt des Menschen praktisch alles mehr oder weniger ausgeprägt ein „Gesicht“ haben kann, auf das der Mensch unmittelbar reagiert. Solche physiognomischen Charaktere sind etwa "das Grauenhafte", | ||
+ | |||
+ | In der phänomenalen Welt von Kindern, aber auch von so genannten Naturvölkern, | ||
+ | |||
+ | ==== Unterschied zu den Aufforderungscharakteren ==== | ||
+ | |||
+ | Die Aufforderungscharaktere im Sinne Lewins und die physiognomischen Charaktere unterscheiden sich nach Koffka folgendermaßen: | ||
+ | |||
+ | Bestimmte Objekte in der Erlebniswelt eines Menschen nehmen Aufforderungscharakter an, wenn **in der Person** durch ein Bedürfnis oder eine Vornahme ein [[spannungssystem|Spannungszustand]] entstanden ist und diese Objekte geeignet erscheinen, dieses Bedürfnis zu stillen bzw. die Vornahme verwirklichen zu können (Beispiel: Ein Mensch hat einen Brief geschrieben und möchte ihn absenden; Briefkästen nehmen daraufhin für ihn so lange Aufforderungscharakter an, bis der Brief aufgegeben ist.) Diese Aufforderungscharaktere haben ihr Entstehen und Vergehen also den Spannungszuständen innerhalb des Personbereichs des Feldes verdanken. | ||
- | Der Ausdruck „physiognomisch“ nimmt auf das Gesicht Bezug, in dessen äußerer Erscheinung das innere Wesen des Menschen zum Ausdruck kommen kann. Koffka weist darauf hin, dass in der Erlebniswelt des Menschen praktisch alles mehr oder weniger ausgeprägt ein „Gesicht“ haben kann, auf das der Mensch unmittelbar reagiert. Solche | + | Die physiognomischen Charaktere |
- | Die Aufforderungscharaktere im Sinne Lewins und die physiognomischen Charaktere unterscheiden sich nach Koffka folgendermaßen: | + | ==== Vorrang |
Rudolf Arnheim spricht vom Vorrang der physiognomischen Eigenschaften in der Wahrnehmung vor dem Registrieren von Formen, Entfernungen, | Rudolf Arnheim spricht vom Vorrang der physiognomischen Eigenschaften in der Wahrnehmung vor dem Registrieren von Formen, Entfernungen, | ||
Zeile 15: | Zeile 29: | ||
* [[aufforderungscharakter|Aufforderungscharaktere]] | * [[aufforderungscharakter|Aufforderungscharaktere]] | ||
* [[funktionalcharakter|Funktionalcharaktere]] | * [[funktionalcharakter|Funktionalcharaktere]] | ||
+ | * [[gefordertheit_der_lage|Gefordertheit der Lage]] | ||
**Literatur: | **Literatur: |