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====== Physiognomische Charaktere ====== | ====== Physiognomische Charaktere ====== | ||
- | //Gerhard Stemberger// | + | [EN: physiognomic character] |
- | In Anlehnung an Kurt Lewins Begriff der Aufforderungscharaktere, aber davon wie folgt abgegrenzt, führte Kurt Koffka 1935 den Begriff der physiognomischen Charaktere in die Gestalttheorie ein: | + | // |
- | "Im psychologischen Feld können Objekte Eigenschaften aufweisen, die sich weder in Begriffen ihrer Form, noch ihrer Farbe, noch ihrer praktischen Funktion fassen lassen und die doch einen mächtigen Einfluss auf unser Verhalten ausüben können. Diese Charaktere sind für uns am stärksten in der menschlichen Form ausgeprägt, | + | ==== Zum Begriff ==== |
- | Der Ausdruck „physiognomisch“ nimmt auf das Gesicht Bezug, in dessen äußerer Erscheinung das innere Wesen des Menschen zum Ausdruck kommen kann. Koffka weist darauf hin, dass in der Erlebniswelt des Menschen praktisch alles mehr oder weniger ausgeprägt ein „Gesicht“ haben kann, auf das der Mensch unmittelbar reagiert. Solche physiognomischen Charaktere sind etwa das Grauenhafte, | + | In Anlehnung an Kurt Lewins Begriff |
- | Die Aufforderungscharaktere im Sinne Lewins und die physiognomischen Charaktere unterscheiden | + | >" |
- | Rudolf Arnheim spricht vom Vorrang der physiognomischen Eigenschaften in der Wahrnehmung vor dem Registrieren von Formen, Entfernungen, | + | Der Ausdruck |
- | **Literatur: | + | In der phänomenalen Welt von Kindern, aber auch von so genannten Naturvölkern, |
- | Koffka, Kurt (1935): // | + | ==== Unterschied zu den Aufforderungscharakteren ==== |
- | Levy, Erwin (1943/ | + | Die Aufforderungscharaktere |
- | Arnheim, Rudolf (1978): //Kunst und Sehen. Eine Psychologie des schöpferischen Auges//. Berlin, New York: Walter de Gruyter. | + | Bestimmte Objekte in der Erlebniswelt eines Menschen nehmen Aufforderungscharakter an, wenn **in der Person** durch ein Bedürfnis oder eine Vornahme ein [[spannungssystem|Spannungszustand]] entstanden ist und diese Objekte geeignet erscheinen, dieses Bedürfnis zu stillen bzw. die Vornahme verwirklichen zu können (Beispiel: Ein Mensch hat einen Brief geschrieben und möchte ihn absenden; Briefkästen nehmen daraufhin für ihn so lange Aufforderungscharakter an, bis der Brief aufgegeben ist.) Diese Aufforderungscharaktere haben ihr Entstehen und Vergehen also den Spannungszuständen innerhalb des Personbereichs des Feldes verdanken. |
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+ | Die physiognomischen Charaktere hingegen sind durch einen Spannungszustand **zwischen der Person und den entsprechenden Objekten** in ihrer Umwelt bestimmt. Die physiognomischen Charaktere vermögen das Verhalten der Person unmittelbar zu bestimmen (z.B. Zurückschrecken vor einer grauenvollen Figur oder Szene), ohne dass dem die Herausbildung eines Bedürfnisses oder einer Vornahme der Person vorausgegangen wäre. | ||
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+ | ==== Vorrang der physiognomischen Eigenschaften ==== | ||
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+ | Rudolf Arnheim spricht vom Vorrang der physiognomischen Eigenschaften in der Wahrnehmung vor dem Registrieren von Formen, Entfernungen, | ||
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+ | **Siehe auch:** | ||
+ | * [[aufforderungscharakter|Aufforderungscharaktere]] | ||
+ | * [[funktionalcharakter|Funktionalcharaktere]] | ||
+ | * [[gefordertheit_der_lage|Gefordertheit der Lage]] | ||
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+ | **Literatur: | ||
+ | * Koffka, Kurt (1935): // | ||
+ | * Levy, Erwin (1943/ | ||
+ | * Arnheim, Rudolf (1978): //Kunst und Sehen. Eine Psychologie des schöpferischen Auges//. Berlin, New York: Walter de Gruyter. | ||