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phaenomenologie [06.01.2017 22:51] stemberger |
phaenomenologie [12.03.2024 13:26] (aktuell) |
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- | ====== Phänomenologie | + | ====== Phänomenologie ====== |
- | //Ilse Zacher, Wien// | + | [EN: phenomenology] |
- | Unter Phänomenologie (griechisch phainomenon „Sichtbares, Erscheinung“; logos „Rede, Lehre“) versteht man die Lehre von dem, „was sich zeigt, das, was einem Menschen unmittelbar erscheint“ (Goerlich 2000, 46). Im Sinn der philosophischen Phänomenologie wird der Begriff meist spezieller auf das von Edmund Husserl vertretene philosophische Ideengebäude bezogen. Die Gestalttheorie wiederum ist zwar ein phänomenologischer Ansatz, bezieht sich darin jedoch nicht auf die Phänomenologie Husserls. | + | Der Gestaltpsychologe Kurt Koffka sagt zur Phänomenologie: |
+ | * "Für uns bedeutet Phänomenologie eine möglichst unvoreingenommene und umfassende Beschreibung des unmittelbar Erfahrenen." | ||
- | Empirisches Fundament dieser Philosophie ist es, alles was sich uns in seiner | + | Wolfgang Metzger wird oft mit seiner |
+ | * " | ||
- | In Husserls philosophischem Ansatz ist die Korrespondenz | + | ==== Begriffsbedeutungen ==== |
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+ | Der Begriff Phänomenologie wird in der Psychologie allerdings uneinheitlich verwendet. Angelehnt an Günther Kebeck & Manfred Sader 1984 lassen sich hier die folgenden Bedeutungen unterscheiden: | ||
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+ | a) Unter Phänomenologie kann eine philosophische Denktradition verstanden werden, | ||
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+ | b) Zweitens kann unter Phänomenologie eine psychologische Arbeitsweise verstanden werden, bei der sich der Forscher im Wesentlichen auf eigene Phänomene oder die ihm indirektvermittelten Phänomene anderer Menschen bezieht. | ||
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+ | c) Ein dritter psychologischer Denkansatz, der sich ebenfalls phänomenologisch nennt, geht von der Prämisse aus, daß uns nur subjektive Phänomene zugänglich seien und wir uns deswegen grundsätzlich auf die subjektiven Phänomene des Menschen beschränken sollten. Diese Auffassung wird auch " | ||
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+ | d) Viertens kann ein psychologischer Denkansatz phänomenologisch genannt werden, der die systematische und thematische Zuwendung zu den Phänomenen des einzelnen Menschen als einen unter mehreren möglichen Zugangswegen zu psychologischen Sachverhalten ansieht und anerkennt. Für psychologische Forschung ist dies nach Auffassung von Kebeck und Sader der einzige legitime Ansatz. | ||
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+ | Die gestalttheoretische Phänomenologie-Auffassung ist mit der Phänomenologie Husserls nicht ident. So tritt die Gestalttheorie für eine Verbindung von empirischer Forschung und philosophischer Reflexion, von Phänomenologie und Physiologie ein, während Husserls Ideal eine „reine“ Phänomenologie und Erkenntnisforschung war (vgl. dazu Toccafondi 2011, 2015). Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Unterschiede (siehe dazu u. a. Henle 1979, Goerlich 2000, Tholey 2018). | ||
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+ | ==== Siehe auch ===== | ||
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+ | * [[hauptbereiche|Die vier Hauptbereiche der Gestaltpsychologie]] (W. Metzger) | ||
+ | * [[phaenomenologie_treiben|" | ||
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+ | ==== Literatur ==== | ||
+ | * Goerlich, Stefan (2000): [[http:// | ||
+ | * Henle, Mary (1979): Phenomenology in Gestalt Psychology. //Journal of Phenomenological Psychology, 10//(1), 1–17. | ||
+ | * Kebeck, Günther & Manfred Sader (1984): [[http:// | ||
+ | * Koffka, Kurt (1935): // | ||
+ | * Koffka, Kurt (2008): //Zu den Grundlagen der Gestaltpsychologie. Ein Auswahlband. Herausgegeben | ||
+ | * Metzger, Wolfgang (2001): // | ||
+ | * Stemberger, Gerhard (2016): [[https:// | ||
+ | * Tholey, Paul (2018): // | ||
+ | * Toccafondi, Fiorenza (2011): [[https:// | ||
+ | * Toccafondi, Fiorenza (2015): [[https:// | ||
- | Erst im Spätwerk von Husserl bekommt die erlebnisjenseitige Welt Bedeutung. Diese erlangt sie durch die Gewissheit des Seins der Anderen. Die Erinnerung an den Ort des Anderen hat auch in der psychotherapeutischen Arbeit ihren Platz – so etwa unterstützt durch die [[leerer_stuhl|Arbeit mit dem leeren Stuhl]] in der [[gestalt-therapie|Gestalt-Therapie]] und [[gestalttheoretische_psychotherapie|Gestalttheoretischen Psychotherapie]]. Dabei lässt sich der Umgang mit dem Anderen neu erleben, neu strukturieren, | ||
- | Grundsätzlicher gefasst lässt sich sagen, dass Phänomenologie zu treiben Grundlage jeder Gestalttheoretischen Psychotherapie ist – nämlich „unbefangen sehen und Geschehenes achten“ (Metzger 2001, 25). | ||
- | **Literatur: | ||
- | * Goerlich, Stefan (2000): "Auf die ' | ||
- | * Metzger, Wolfgang (2001): // | ||
- | * Tholey, Paul (1989): Bewusstsein, |