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+ | Das theoretische Konzept der Machtfelder geht auf Kurt Lewin zurück. Jede Art der [[kraftfeldanalyse|Kraftfeldanalyse]] macht in der Regel auch eine Machtfeldanalyse erforderlich. | ||
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+ | ==== Der Machtbegriff bei Kurt Lewin ==== | ||
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+ | Macht ist im Verständnis Lewins //**die Möglichkeit einer Person, in einer anderen Person Kräfte von bestimmter Größe bzw. einen Zustandswechsel zu induzieren**// | ||
+ | oder Fähigkeit von B zu einer solchen Einflussnahme. „Diese Betonung von Macht als Potentialität ist eine sehr | ||
+ | wichtige und eindeutige konzeptionelle Klarstellung, | ||
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+ | Die Lewinsche Konzeption von Macht und Machtfeldern bezieht sich also vorrangig auf **Einfluss// | ||
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+ | Für Kurt Lewin ist Macht nicht an einen Kontext des Bezwingens eines Schwächeren durch einen Stärkeren gebunden. Lewin versteht unter Macht vielmehr in einem viel weiteren Sinn die „Möglichkeit, | ||
+ | einem Stärkeren induziert. Weiters sind Fälle mit eingeschlossen, | ||
+ | verstärken. | ||
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+ | ==== Induzierte Kräfte und induzierte Zustandsveränderungen ==== | ||
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+ | Der Ausgangspunkt des Konzepts der Machtfelder kann folgendermaßen zusammengefasst werden: | ||
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+ | Der Mensch erlebt sich in der Regel in einer Welt von treibenden und hemmenden Kräften. Er fühlt sich von bestimmten Dingen, Menschen, Handlungsmöglichkeiten angezogen, von anderen ferngehalten. Das veranlasst ihn, das eine zu tun und das andere zu lassen. Die dabei wirksamen Kräfte können //eigenen// Bedürfnissen und Vorhaben des betreffenden Menschen entsprechen; | ||
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+ | Beispielsweise erhalten im Lebensraum eines Kindes viele Dinge und Verhaltensweisen für das Kind einen positiven oder negativen Aufforderungscharakter oder die Eigenschaft einer Barriere nicht unmittelbar durch die Bedürfnisse des Kindes selbst, sondern durch ein induzierendes Machtfeld eines Erwachsenen oder auch eines anderen Kindes oder einer Gruppe. | ||
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+ | Induzierte Kräfte können dem tatsächlichen oder vermeintlichen persönlichen Willen, dem Wunsch oder der Erwartung eines anderen Menschen entsprechen, | ||
+ | oder Nicht-Persönlichen haben, also als //sachliche Forderung// erlebt werden. Es macht im Erleben und Verhalten psychologisch einen sehr großen Unterschied, | ||
+ | einer anderen Person verortet oder im Nicht-Persönlichen etwa einer sachlichen oder situativen Gegebenheit. Zu den als unpersönlich erscheinenden induzierten Kräften können auch die gezählt werden, die auf bestimmte **Wertvorstellungen** zurückzuführen sind. | ||
+ | |||
+ | Nicht ausdrücklich in den Lewinschen Untersuchungen angesprochen, | ||
+ | |||
+ | So wird im Erleben oft nicht nur Menschen und Menschengruppen eine Art Persönlichkeit zugesprochen, | ||
+ | Göttern, „Mutter Natur“ und dergleichen – auch in diesen Fällen haben wir es in der psychologischen | ||
+ | Wirkung mit persönlich induzierten Kräften zu tun. | ||
+ | Auf Seiten der nicht-persönlich induzierten Kräfte wiederum sind auch Objekte und Ereignisse in der Umwelt der Person mit einzubeziehen, | ||
+ | die „[[physiognomische_charaktere|physiognomischen Charaktere]]“, | ||
+ | |||
+ | Daneben gibt es weitere psychologisch relevante Differenzierungen von induzierenden Kräften. Eine Systematik dieser Differenzierungen verhaltensbestimmender Kräfte findet sich bei [[https:// | ||
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+ | ==== Begriff des Machtfeldes ==== | ||
+ | Mit dem Konstrukt Machtfeld wird dem Lewinschen Machtbegriff entsprechend **ein [[feld_psychologisches|psychologisches Feld]] mit bestimmter Reichweite und Stärke** bezeichnet, in dem jemand (oder etwas) die Möglichkeit hat, Kräfte oder einen Zustandswechsel in anderen Menschen (oder in anderen Wesen) zu induzieren. | ||
+ | |||
+ | Als Beispiel für die Induktion " | ||
+ | |||
+ | Ein **Zustandswechsel** wiederum beschränkt sich nicht auf die Kräfte im Lebensraum, sondern bezieht sich auch auf dessen Strukturen und Gesamtcharakter. Ein solcher Zustandswechsel könnte beispielsweise darin bestehen, dass jemand in Gegenwart einer als einschüchternd erlebten Autoritätsperson beklommen und undifferenziert wird, in Gegenwart einer als mutig und ermutigend erlebten Person aber freier, entspannter und differenzierter. Es gibt also Konstellationen, | ||
+ | |||
+ | Lewin hat das Konstrukt des Machtfeldes nicht nur für den interpersonellen Bereich konzipiert, also für das Wirken von Machtfeldern in der Beziehung der Person zu anderen Personen und Gruppen (sowie im weiteren Sinn auch zur Beziehung zu Objekten und Ereignissen in der Umwelt der Person), sondern auch für den intrapersonalen | ||
+ | Bereich, also für das Wirken von Machtfeldern in der Beziehung zwischen verschiedenen „inneren“ Bereichen der Person (siehe unten, " | ||
+ | |||
+ | ==== Deskriptive und dynamische Differenzierungen von Machtfeldern ==== | ||
+ | Machtfelder lassen sich nach ihrer räumlichen Ausdehnung, nach den Lagebeziehungen zwischen ihnen und nach ihrer Intensität beschreiben, | ||
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+ | In dynamischer Hinsicht ist zu unterscheiden zwischen zwei Grundkonstellationen: | ||
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+ | Jedenfalls kann man nicht davon ausgehen, dass die Wirkungen bestehender Machtfelder erst dann eintreten, wenn tatsächlich Kräfte durch entsprechende konkrete Handlungen und Verhaltensweisen induziert werden. Vielmehr hat | ||
+ | auch schon das „Möglichkeitsstadium“ seine Wirkungen, nicht erst die tatsächliche explizite Einflussnahme. | ||
+ | |||
+ | ==== Intrapersonelle Machtfelder ==== | ||
+ | Lewin verstand Macht und Machtfelder nicht nur als dynamische Konzepte für das Verständnis bestimmter | ||
+ | wechselseitiger Einwirkungen von Personen und Personengruppen, | ||
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+ | „Es scheint wichtige Individualunterschiede im Grad der strukturellen Einheitlichkeit der Person zu geben. Bei einigen Individuen sind anscheinend ein oder einige Bedürfnisse mächtig genug, um die anderen Bedürfnisse zu unterdrücken. In diesem Fall kann man auf ein verhältnismäßig hohes allgemeines Spannungsniveau schließen. | ||
+ | Eine ziemlich andere Art von Einheitlichkeit der Person ergibt sich, wenn eine Anzahl Häupter von ungefähr gleicher Macht auf eher ‚demokratische‘ Weise organisiert sind. Hier wird die Spitze einer hierarchischen Struktur von einer Gruppe von Häuptern gebildet, die in einem die Politik bestimmenden Teil (H) des Ganzen zusammengeschlossen sind. Betrachtet man dieses H als Region, so ist der Einheitlichkeitsgrad des Ganzen hoch, | ||
+ | obwohl es innerhalb des Ganzen keine allmächtige Einzelzelle gibt. **Harmonische und leicht bewegliche | ||
+ | Personen haben vielleicht eine innere Struktur von dieser Art.**“ (Lewin 1941 in Lewin 1982, 362f; Übers. korrigiert, Hervorhebung GSt). | ||
+ | |||
+ | **Ausführlicher zu diesem Thema:** | ||
+ | * Stemberger, Gerhard (2016): [[https:// | ||
+ | * Stemberger, Gerhard (2017): [[https:// | ||
+ | |||
+ | **Zitierte Literatur: | ||
+ | * Arsenian, Jean M. (1943): [[http:// | ||
+ | * Graumann, Carl F. (1986): Power and Leadership in Lewinian Field Theory: Recalling an Interrupted Task. In: C. F. Graumann & S. Moscovici (Eds.), //Changing Conceptions of Leadership//, | ||
+ | * Lewin, Kurt (1944/ | ||
+ | * Lewin, Kurt (1946/ | ||
+ | * Lewin, Kurt (1963/ | ||
+ | |||
+ | ---- | ||
+ | |||
+ | <WRAP center round box 80%> | ||
+ | {{: | ||
+ | |||
+ | **Kurt Lewin: | ||
+ | |||
+ | Feldtheorie in den Sozialwissenschaften | ||
+ | Ausgewählte theoretische Schriften** | ||
+ | |||
+ | 2., unveränd. Aufl. 2012 | ||
+ | |||
+ | 395 Seiten | ISBN 9783456850764| Preis 34,95 Euro | ||
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+ | -> [[https:// | ||
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- | //Eintrag in Bearbeitung// |