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====== Gruppe ====== | ====== Gruppe ====== | ||
- | //Thomas Stöcker// | + | [EN: group] |
- | **Was ist eine Gruppe?** | + | //Thomas Stöcker, Potsdam// |
- | Ist sie ein Gedankending oder ist sie etwas Wirkliches? Die Antwort Lewins (1975) darauf lautet, dass eine Gruppe | + | ===== Was ist eine Gruppe? ===== |
- | **Was macht die Realität | + | Ist sie ein Gedankending oder ist sie etwas [[wirklichkeit|Wirkliches]]? |
- | Koffka (1935) greift zur Beschreibung des Phänomens Gruppe auf das Beispiel der Melodie zurück, die sich durch das strukturelle Zueinander der Töne definiert. Die Töne sind beliebig veränderbar, | + | ===== Was macht die Realität einer Gruppe aus, im Unterschied zu einer Ansammlung von Einzelindividuen? |
+ | |||
+ | Kurt Koffka (1935) greift zur Beschreibung des Phänomens Gruppe auf das Beispiel der Melodie zurück, die sich durch das strukturelle Zueinander der Töne definiert. Die Töne sind beliebig veränderbar, | ||
"Nicht Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit entscheidet, | "Nicht Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit entscheidet, | ||
- | **Wie stark beeinflusst die Gruppe das Verhalten des Einzelnen?** | + | ===== Wie stark beeinflusst die Gruppe das Verhalten des Einzelnen? |
- | Nach Metzger (1986) hängt der Einfluss der Gruppe auf das Individuum vom Entwicklungsstand des Menschen ab. Während das Verhalten und die Entwicklung des Kleinkindes in großem Maße von der Gruppe determiniert wird, in die es hinein geboren | + | Nach Metzger (1986) hängt der Einfluss der Gruppe auf das Individuum vom Entwicklungsstand des Menschen ab. Während das Verhalten und die Entwicklung des Kleinkindes in großem Maße von der Gruppe determiniert wird, in die es hineingeboren |
Nach Lewin (1975) bildet die Gruppe den Boden für unsere soziale Existenz, genauso wie der physikalische Boden die Grundlage unserer physischen Existenz ist. Ist sich ein Mensch über seine soziale Zugehörigkeit im Unklaren, kann er nur schwer eine Zukunftsperspektive oder Moral entwickeln, die die Grundlage für zielgerichtetes Handeln bilden. (Lewin 1975, 152 ff.) | Nach Lewin (1975) bildet die Gruppe den Boden für unsere soziale Existenz, genauso wie der physikalische Boden die Grundlage unserer physischen Existenz ist. Ist sich ein Mensch über seine soziale Zugehörigkeit im Unklaren, kann er nur schwer eine Zukunftsperspektive oder Moral entwickeln, die die Grundlage für zielgerichtetes Handeln bilden. (Lewin 1975, 152 ff.) | ||
- | **Wie viele Menschen sind eine Gruppe?** | + | ===== Wie viele Menschen sind eine Gruppe? |
- | Nach Lewin (1975) | + | Nach Lewin (1975) |
- | ** | + | ===== Durch welche Merkmale der Gruppe wird das Verhalten der Mitglieder beeinflusst? |
- | Durch welche Merkmale der Gruppe wird das Verhalten der Mitglieder beeinflusst? | + | |
- | Das Verhalten der Gruppenmitgliedern | + | Das Verhalten der Gruppenmitglieder |
- | Nach Lewin (1975) weisen alle Gruppen, sobald sie sich konstituiert haben (Forming, Storming, Norming and Performing) eine soziale Schichtung mit Ausdifferenzierung unterschiedlicher Rollen und mehr oder minder klar differenzierten Grenzen auf. Dies kann man sich in der Art eines Schalenmodells vorstellen, dessen Kern die zentralen Werte, Ziele oder Stereotypen der Gruppe bilden (soziale Identität). Von diesem Zentrum gehen auf das einzelne Individuum positive und/oder negative Valenzen aus. | + | Nach Lewin (1975) weisen alle Gruppen, sobald sie sich konstituiert haben ("Forming, Storming, Norming and Performing") eine soziale Schichtung mit Ausdifferenzierung unterschiedlicher Rollen und mehr oder minder klar differenzierten Grenzen auf. Dies kann man sich in der Art eines Schalenmodells vorstellen, dessen Kern die zentralen Werte, Ziele oder Stereotypen der Gruppe bilden (soziale Identität). Von diesem Zentrum gehen auf das einzelne Individuum positive und/oder negative Valenzen aus. |
- | Positive Valenzen: Jemand fühlt sich zu der Gruppen hingezogen und mit den Werten und Zielen verbunden. | + | Positive |
- | Negative Valenzen: Jemand schämt sich für seine Gruppe, würde sie am liebsten verlassen, um zu einer besser angesehenen Gruppe zu gehören. | + | Negative |
- | Lewin (1975) hebt hervor, dass eine Gruppe ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Valenzen aufweisen muss. Überwiegen die negativen Valenzen, droht die Gruppe auseinanderzubrechen. Überwiegen die positiven Valenzen, feiert sich eine Gruppe nur noch selbst, die Außensicht wird zunehmend undifferenziert, | + | Lewin (1975) hebt hervor, dass eine Gruppe ein ausgewogenes |
- | Neben den Kräften, die vom Kern einer Gruppe ausgehen, gibt es insbesondere bei benachteiligten Minderheitengruppen auch Kräfte der Umwelt, die den Einzelnen am Verlassen der Gruppe hindern. Wird eine Gruppe im wesentlichen durch äußeren | + | Neben den Kräften, die vom Kern einer Gruppe ausgehen, gibt es insbesondere bei benachteiligten Minderheitengruppen auch Kräfte der Umwelt, die den Einzelnen am Verlassen der Gruppe hindern. Wird eine Gruppe im wesentlichen durch äußere |
Wird eine Gruppe statt von positiven Valenzen nur von Barrieren zusammengehalten, | Wird eine Gruppe statt von positiven Valenzen nur von Barrieren zusammengehalten, | ||
- | **Zur Gruppe als Raum schöpferischer Freiheit (Psychotherapie): | + | ===== Zur Gruppe als Raum schöpferischer Freiheit (Psychotherapie) |
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+ | Die soziale Gruppe ist der Boden des [[lebensraum|Lebensraums]] (Lewin 1975) und somit die Quelle von Verhaltensweisen - was liegt also näher, als die Gruppe zum Boden für Verhaltensänderungen zu machen? Gelingt es, die Rahmenbedingungen einer Gruppe so zu gestalten, dass sie ein [[schoepferische_freiheit|Raum schöpferischer Freiheit]] wird, dann bietet sie dem Einzelnen die Möglichkeit, | ||
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+ | ==== Literatur: ==== | ||
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+ | * Lewin, Kurt (1975): //Die Lösung sozialer Konflikte// | ||
+ | * Metzger, Wolfgang (1986): // | ||
+ | * Walter, Hans-Jürgen (1994): // | ||
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+ | <WRAP center round box 80%> | ||
+ | {{: | ||
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+ | **Kurt Lewin: | ||
- | Die soziale Gruppe ist der Boden des Lebensraum (Lewin, 1975) und somit die Quelle von Verhaltensweisen, | + | Feldtheorie |
+ | Ausgewählte theoretische Schriften** | ||
- | **Literatur: | + | 2., unveränd. Aufl. 2012 |
- | Koffka, Kurt (1935): // | + | 395 Seiten | ISBN 9783456850764| Preis 34,95 Euro |
- | Lewin, Kurt (1975): //Die Lösung sozialer Konflikte//. Bad Nauheim: Christian | + | -> [[https://www.hogrefe.com/de/shop/ |
- | Metzger, Wolfgang (1986): | + | </WRAP> |
- | Walter, Hans-Jürgen (1994): // |