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- | //Doris Schubert// | + | //Doris Schubert, Frankfurt// (mit einigen bibliographischen Aktualisierungen) |
- | Christian von Ehrenfels führte (1890) den Begriff der Gestalt in die Psychologie ein, um die (philosophische) Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Ganzen und seinen Teilen zu erklären. Er erläutert das Verständnis von Ordnung, die wir am seelischen Geschehen (und zugleich am Verhalten von Menschen und Tieren)bemerken. Eine Gestalt ist eine seelische Ganzheit, die sich durch Übersummativität und Transpornierbarkeit | + | Christian von Ehrenfels führte (1890) den Begriff der Gestalt in die Psychologie ein, um die (philosophische) Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Ganzen und seinen Teilen zu erklären. Er erläutert das Verständnis von [[ordnung|Ordnung]], die wir am seelischen Geschehen (und zugleich am Verhalten von Menschen und Tieren) bemerken. Eine Gestalt ist eine seelische Ganzheit, die sich durch Übersummativität und Transponierbarkeit |
- | Die Ganzheitlichkeit des Seelischen wird am radikalsten durch die Gestaltpsychologie der " | + | Die Ganzheitlichkeit des Seelischen wird am radikalsten durch die [[gestalttheorie_gestaltpsychologie|Gestaltpsychologie der " |
- | Eine Gestalt - im Gegensatz zu einer beliebigen Ansammlung von Stücken, mosaikartigen Gebilden - weist eine gewisse Ordnung auf, welche die Art und den Ort der Teile bestimmt; zudem besteht eine Wechselwirkung zwischen ihren Teilen – so dass eine Änderung eines Teiles zur Änderung anderer führen kann. | + | Eine Gestalt - im Gegensatz zu einer beliebigen Ansammlung von Stücken, mosaikartigen Gebilden - weist eine gewisse |
Die Gestalttheoretiker der Berliner Schule (Köhler, Koffka, Wertheimer, Lewin) exemplifizierten ihre Theorie an Beispielen aus der Wahrnehmung. Sie erforschten Denkverläufe, | Die Gestalttheoretiker der Berliner Schule (Köhler, Koffka, Wertheimer, Lewin) exemplifizierten ihre Theorie an Beispielen aus der Wahrnehmung. Sie erforschten Denkverläufe, | ||
- | Seelische Ganze einfachster Art weisen Eigenschaften auf, die weder aus den Eigenschaften ihrer Teile noch aus den einfachen Beziehungen zwischen diesen abgeleitet werden können und die zugleich von höchster Bedeutung sind. Diese Eigenschaften sind es, die schon bei den einfachsten Auffassungs- und Denkvorgängen eine entscheidende Bedeutung haben. Als besonders eindrucksvolle Gruppe dieser sogenannten Gestalteigenschaften wird der Gesichtsausdruck genannt, der aus dem Insgesamt der einzelnen Teile wie Augen, Nase, Mund etc. besteht und dessen entscheidende Züge - z.B. überheblich, | + | Seelische Ganze einfachster Art weisen Eigenschaften auf, die weder aus den Eigenschaften ihrer Teile noch aus den einfachen Beziehungen zwischen diesen abgeleitet werden können und die zugleich von höchster Bedeutung sind. Diese Eigenschaften sind es, die schon bei den einfachsten Auffassungs- und Denkvorgängen eine entscheidende Bedeutung haben. Als besonders eindrucksvolle Gruppe dieser sogenannten Gestalteigenschaften wird der Gesichtsausdruck genannt, der aus dem Insgesamt der einzelnen Teile wie Augen, Nase, Mund etc. besteht und dessen entscheidende Züge - z.B. überheblich, |
- | Wie in diesem Beispiel deutlich wird, haben die natürlichen Teile (auch des einfachsten) psychischen Ganzen gewisse Eigenschaften (Rollen, Bedeutungen, | + | Wie in diesem Beispiel deutlich wird, haben die natürlichen Teile (auch des einfachsten) psychischen Ganzen gewisse Eigenschaften (Rollen, Bedeutungen, |
- | Dies führt zu einer Erweiterung und Differenzierung des Begriffs der Gestalteigenschaft. Er beinhaltet die Eigenschaften, | + | Dies führt zu einer Erweiterung und Differenzierung des Begriffs der Gestalteigenschaft. Er beinhaltet die Eigenschaften, |
- | Besonders hervorzuheben ist die Dynamik von Gestalten. Sie zeichnet sich durch Selbstordnungstendenzen aus, die für ihre Bildung, Aufrechterhaltung, | + | Besonders hervorzuheben ist die Dynamik von Gestalten. Sie zeichnet sich durch Selbstordnungstendenzen aus, die für ihre Bildung, Aufrechterhaltung, |
- | **Literatur:** | + | **Siehe auch:** |
+ | * [[gestalttheorie_kurzformel_nach_wertheimer|Gestalttheorie, | ||
+ | * [[gestalteigenschaften_arten|Gestalteigenschaften, | ||
- | Metzger, Wolfgang (1986): // | + | ==== Literatur: ==== |
- | Tholey, Paul (1982): Gestaltpsychologie, //Handbuch | + | * Kästl, Rainer |
+ | * Kästl, Rainer (2002): [[https:// | ||
+ | * Metzger, Wolfgang (1986): // | ||
+ | * Stemberger, Gerhard (2019): [[https:// | ||
+ | * Tholey, Paul (1982/ | ||
+ | * Walter, Hans-Jürgen (1994): // | ||
+ | * Wertheimer, Max (1912): Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegung. // | ||
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+ | **Paul Tholey: | ||
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+ | Gestalttheorie von Sport, Klartraum und Bewusstsein. | ||
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+ | Ausgewählte Arbeiten, hrsg. und eingeleitet von Gerhard Stemberger** | ||
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+ | Wien: Verlag Wolfgang Krammer | ||
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+ | ISBN 978 3 901811 76 0 | 310 Seiten | Preis 36,00 Euro | ||
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+ | -> [[https:// | ||
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- | Walter, Hans-Jürgen (1994): // | ||
- | Wertheimer, Max (1912): Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegung. // |