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 ====== Gebundenheit, figurale und funktionale ====== ====== Gebundenheit, figurale und funktionale ======
-//Karl Duncker (1903-1940)// +[EN: figural and functional fixedness] 
-  + 
-(Das Stichwort wurde nach Zitaten aus Duncker 1935 von Gerhard Stemberger zusammengestellt, wobei eine geringfügige Redigierung erfolgte, um einen ungestörten Lesefluss zu ermöglichen. Für Zitierungen wird empfohlen, die angegebene Originalquelle heranzuziehen.)+//Karl Duncker (1903-1940)//((<sub>Das Stichwort wurde nach Zitaten aus Duncker 1935 von Gerhard Stemberger zusammengestellt, wobei eine geringfügige Redigierung erfolgte, um einen ungestörten Lesefluss zu ermöglichen. Für Zitierungen wird empfohlen, die angegebene Originalquelle heranzuziehen.</sub>))
  
 Die verschiedenen Situationsmomente, deren (taugliche) Variationen Lösungen des jeweils vorliegenden Problems darstellen oder die als „Material“ in Lösungen eingehen, pflegen sehr verschiedene Grad von „Disponibilität“ (Lockerheit) aufzuweisen. Ob z.B. ein für eine Problemlösung gesuchter „Gegenstand“ leichter oder schwerer gefunden wird, hängt u.a. ab vom Grad der „Gebundenheit“ des Gegenstandes. Ein Schimpanse, der einen Stock (etwas Langes, Festes…) benötigt, hat u.U. Schwierigkeiten, in einem noch am Baum befindlichen Ast den Stock zu erkennen, ihn „loszusehen“ (vgl. Köhler 1921, 83). Am Baum ist er „Ast“, ist ein Teil der optisch figuralen Ganzheit „Baum“, und dieser Teilcharakter – allgemeiner: diese „Gebundenheit“ – ist offenbar schuld daran, dass der Ast am Baum einem Suchen nach etwas Stockartigem schwerer erreichbar ist als der Ast am Boden. [Duncker 1935, 102] Die verschiedenen Situationsmomente, deren (taugliche) Variationen Lösungen des jeweils vorliegenden Problems darstellen oder die als „Material“ in Lösungen eingehen, pflegen sehr verschiedene Grad von „Disponibilität“ (Lockerheit) aufzuweisen. Ob z.B. ein für eine Problemlösung gesuchter „Gegenstand“ leichter oder schwerer gefunden wird, hängt u.a. ab vom Grad der „Gebundenheit“ des Gegenstandes. Ein Schimpanse, der einen Stock (etwas Langes, Festes…) benötigt, hat u.U. Schwierigkeiten, in einem noch am Baum befindlichen Ast den Stock zu erkennen, ihn „loszusehen“ (vgl. Köhler 1921, 83). Am Baum ist er „Ast“, ist ein Teil der optisch figuralen Ganzheit „Baum“, und dieser Teilcharakter – allgemeiner: diese „Gebundenheit“ – ist offenbar schuld daran, dass der Ast am Baum einem Suchen nach etwas Stockartigem schwerer erreichbar ist als der Ast am Boden. [Duncker 1935, 102]
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 Ein beim Problemlösen häufig anzutreffender Sonderfall von solcher funktionaler Gebundenheit (Voreingenommenheit) ist der der „heterogenen“ funktionalen Gebundenheit, d.h. Gebundenheit durch eine der geforderten ungleiche Funktion: Der für die Problemlösung in Frage kommende Gegenstand ist im selben Aufgabenzusammenhang schon einmal verwendet worden, aber in anderer Weise, in anderer Funktion. Ein beim Problemlösen häufig anzutreffender Sonderfall von solcher funktionaler Gebundenheit (Voreingenommenheit) ist der der „heterogenen“ funktionalen Gebundenheit, d.h. Gebundenheit durch eine der geforderten ungleiche Funktion: Der für die Problemlösung in Frage kommende Gegenstand ist im selben Aufgabenzusammenhang schon einmal verwendet worden, aber in anderer Weise, in anderer Funktion.
-Es stellen sich die Fragen: wovon hängt es ab, ob und in welchem Maße heterogene funktionale Gebundenheit eines Objekts das Finden dieses Objekts erschwert? Wie wirkt die Vorverwendung des Objekts? Wann erschwert sie das Eingehen des Gegenstandes in die neue Funktion, seine „Umzentrierung“? [Der Analyse und Beantwortung dieser Fragen widmet sich Dunckers Buch //Zur Psychologie des produktiven Denkens//.]+Es stellen sich die Fragen: wovon hängt es ab, ob und in welchem Maße heterogene funktionale Gebundenheit eines Objekts das Finden dieses Objekts erschwert? Wie wirkt die Vorverwendung des Objekts? Wann erschwert sie das Eingehen des Gegenstandes in die neue Funktion, seine „[[zentrierung|Umzentrierung]]“? \\  
 +((<sub>Der Analyse und Beantwortung dieser Fragen widmet sich Dunckers Buch //Zur Psychologie des produktiven Denkens//</sub>.))
  
 Was hier für dinghafte Gegenstände (speziell Werkzeuge) festgestellt wird, gilt – im Prinzipiellen – für Denkmaterial überhaupt. [Duncker 1935, 103] Was hier für dinghafte Gegenstände (speziell Werkzeuge) festgestellt wird, gilt – im Prinzipiellen – für Denkmaterial überhaupt. [Duncker 1935, 103]
  
-**Literatur:**+**Verbundene Begriffe:** 
 +  * [[produktives_denken|Produktives Denken]] 
 +  * [[einstellungseffekt|Einstellungseffekt und Mechanisierung]] 
 +  * [[gewohnheit|Gewohnheit]] 
 +  * [[gewohnheit|Sucht]]
  
-Duncker, Karl (1935)//Zur Psychologie des produktiven Denkens//. Berlin: Springer. (Erster Neudruck 1963: Berlin-Göttingen-Heidelberg]+**Literatur:**
  
-Köhler, Wolfgang (1921): //Intelligenzprüfungen an Menschenaffen//. Zweite, durchgesehene Auflage der "Intelligenzprüfungen an Anthropoiden I". Aus den Abhandlungen der Preuss. Akademie der Wissenschaften Jg. 1917, physikal.-mathem. Klasse, Nr. 1. Mit 7 Tafeln und 19 Skizzen. Verlag von Julius Springer 1921.+  * Duncker, Karl (1935): //Zur Psychologie des produktiven Denkens//. Berlin: Springer. (Erster Neudruck 1963: Berlin-Göttingen-Heidelberg] 
 +  * Köhler, Wolfgang (1921): //Intelligenzprüfungen an Menschenaffen//. Zweite, durchgesehene Auflage der "Intelligenzprüfungen an Anthropoiden I". Aus den Abhandlungen der Preuss. Akademie der Wissenschaften Jg. 1917, physikal.-mathem. Klasse, Nr. 1. Mit 7 Tafeln und 19 Skizzen. Verlag von Julius Springer 1921.
  
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