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funktionalcharakter

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Funktionalcharaktere

Eintrag in Bearbeitung

Im Verlauf der tätigen Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt können Gegenstände und Vorgänge neue Eigenschaften erwerben, die ihre besondere Funktion zum Ausdruck bringen. In der Gestalttheorie nennt man diese Eigenschaften Funktionalwerte oder Funktionalcharaktere (Duncker 1935; Koffka 1935). Diese Funktionalcharaktere sind überdauernde Eigenschaften, die zwar aufgrund bestimmter Tätigkeiten entstanden sind, aber auch dann weiter bestehen können, wenn diese Tätigkeit nicht ausgeführt wird. Sie unterscheiden sich von den Aufforderungscharakteren darin, dass letztere dynamische Gestalteigenschaften sind, die auf gerade wirksamen Bedürfnisspannungen beruhen, während die Funktionalcharaktere auch ohne solche aktuelle Bedürfniskonstellation wirksam sind.

Tholey (1984) nennt dafür folgende Beispiele:
Funktionalcharaktere: Sportgegenstände können zu vielfach verwendbaren Aktionsdingen werden: So wird z.B. der Skistock für den Könner gleichzeitig zum Rhythmusgeber, zur Stütz- Entlastungs- und Drehhilfe. Der Geländebuckel wird zur Stelle, auf der man einen Ausgleichsschwung ausführen oder zu einem Sprung ansetzen kann.
Aufforderungscharaktere: Je nachdem ob beispielsweise ein Skifahrer Ausgleichsschwünge oder Sprünge ausführen will, erhalten die Buckel im Gelände für ihn unterschiedliche Aufforderungscharaktere.

Anderes Beispiel: Der Funktionalcharakter eines Briefkastens, nämlich, dass man ihn zum Briefeinwerfen verwenden kann, bleibt unabhängig davon bestehen, ob ein Bedürfnis zum Briefeinwerfen besteht oder nicht. Hat sich allerdings jemand vorgenommen, einen Brief einzuwerfen, dann hat für ihn der Briefkasten nicht nur Funktionalcharakter, sondern wird für ihn auch zum Aufforderungscharakter.

Funktionalcharaktere sind also zu unterscheiden von

Literatur:

  • Duncker, Karl (1935): Zur Psychologie des produktiven Denkens. Berlin: Springer.
  • Koffka, Kurt (1935): Principles of Gestalt Psychology. London: Routledge and Kegan Paul.
  • Tholey, Paul (1984): Sensumotorisches Lernen als Organisation des psychischen Gesamtfelds. in E. Hahn & H. Rieder (Hrsg.), Sensumotorisches Lernen und Sportspielforschung. (Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Kohl). Köln: bps-Verlag, 11-26.
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