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Emotionszentrierter Ansatz; "Arbeiten mit Gefühlen"

Zweierlei Rede von Gefühlen

Über Gefühle kann in sehr unterschiedlicher Weise gesprochen werden und es ist wenig hilfreich, wenn diese verschiedenen Bedeutungen ständig durcheinandergebracht oder miteinander vermischt werden.

  • Man kann über Gefühle im erkenntnistheoretischen bzw. ontologischen Sinn sprechen – dann versucht man sich darüber klar zu werden, was Gefühle sind;
  • oder man kann über Gefühle im phänomenologischen Sinn sprechen – dann geht es darum, wie wir Gefühle erleben.

Im erkenntnistheoretischen bzw. ontologischen Sinn sind Gefühle bestimmte Bewusstseinszustände, also bestimmte dynamische Beschaffenheiten der phänomenalen Welt, die auch Entsprechungen im physiologischen Bereich haben, in der Hirntätigkeit wie auch in anderen körperlichen Vorgängen (z.B. Erröten, Erblassen, schnellerer oder angehaltener Atem usw.).

Im phänomenologischen Sinn haben Gefühle in der Regel bestimmte Träger, die diese Gefühle „haben“, und sind durch jeweils spezielle dynamische Beziehungen zwischen diesen „Trägern“ und anderen Personen oder Sachverhalten in der phänomenalen Welt ausgezeichnet.

Fragt man also aus der erkenntnistheoretischen bzw. ontologischen Warte, was Gefühle sind, fragt man aus der phänomenologischen Warte nach dem Erleben der Gefühle. Man kann sich viel Verwirrung in diesen Fragen ersparen, wenn man auf diesen Unterschied achtet.

Im Gefühl ist in ganzheitlicher Weise prägnant, wer man gerade in welcher Welt ist und was sich daraus unmittelbar ergibt, welche Bedürfnisse und Ziele diese Welt gerade beherrschen und welche Kräfte in ihr wirken. Das Fördern des Gefühlserlebens ist in diesem Sinn Bestandteil von Klärungsprozessen, kein Selbstzweck. Das Fehlen klarer Gefühlserlebnisse zeigt kein „Persönlichkeitsdefizit“ an, sondern eine unklare Situation.

Gefühle im erkenntnistheoretischen Sinn werden als psychophysisches Geschehen verstanden, das Menschen (und nicht nur sie) sich auch untereinander anmerken können. Das Gefühlserleben wirkt daher oft auch hinaus in die physikalische Umwelt – und über diese vermittelt kann es auch in den phänomenalen Welten anderer Menschen erkennbar und wirksam werden.

Gefühle - Affekte - Emotionen

Wir hören und lesen von Gefühlen, aber auch von Affekten und dann wieder von Emotionen. Bedeuten diese Begriffe alle das Gleiche oder meinen sie Unterschiedliches?

Eine einheitliche Definition dieser Begriffe existiert in Literatur und Forschung nicht, aber wir können aus gestalttheoretischer Sicht sagen, wo wir einen sinnvollen Unterschied zwischen diesen Begriffen sehen. Vereinfacht gesagt, ist es der:

Mit dem Begriff der Affekte kann man sinnvoll die den Gefühlen entsprechenden Erregungs- und Spannungszustände ansprechen, deren Anzeichen jemand anderer an mir feststellt (das Zittern der Hände, das Feuchtwerden der Augen, die Anspannung der Kiefermuskulatur…), unabhängig davon, ob ich selbst sie bereits als Gefühle erlebe.

Von Gefühlen hingegen sollte man sprechen, wenn es um Sachverhalte des eigenen Erlebens (oder des Erlebens eines anderen) geht.

Der Begriff der Emotion liegt in gewisser Weise dazwischen: Er spricht im Wortsinn die Bewegung an, die einen in bestimmten Gefühlszuständen erlebnismäßig ergreifen kann oder die darin als erlebte Bewegung in der erlebten Umwelt (zu jemandem oder etwas hin oder von jemandem oder etwas weg) angelegt sein kann – insofern wären wir also beim Gefühl (unter Hervorhebung des Bewegungsaspekts). Es kann sich aber auch um eine Bewegung handeln, die ich selbst noch gar nicht erlebe, die mir aber andere bereits ansehen oder anmerken – hier wären wir demnach beim Affekt (ebenfalls unter Hervorhebung des Bewegungsaspekts)

Literatur:

emotionszentrierter_ansatz.1626957121.txt.gz · Zuletzt geändert: 12.03.2024 13:25 (Externe Bearbeitung)