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====== Bewusstsein ====== | ====== Bewusstsein ====== | ||
+ | [EN: consciousness] | ||
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+ | //Paul Tholey, Frankfurt// | ||
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+ | Zu unterscheiden ist aus gestalttheoretischer Sicht zwischen dem erkenntnistheoretischen Bewusstseinsbegriff | ||
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+ | ==== Erkenntnistheoretischer Bewusstseinsbegriff ==== | ||
+ | Wir gehen zunächst von einem erkenntnistheoretischen Bewusstseinsbegriff aus, weil sich von diesem aus am leichtesten durch Eingrenzung oder Abstraktion engere bzw. allgemeinere Bewusstseinsbegriffe einführen lassen. | ||
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+ | In der Sprache der Gestalttheorie wird das Bewusstsein als die erlebte oder phänomenale Welt (d. h. wörtlich „erscheinende Welt”) bezeichnet, die der erlebnisjenseitigen Welt, physischen oder transphänomenalen („über das Erscheinende hinausgehenden" | ||
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+ | Das Bewusstsein im erkenntnistheoretischen Sinn lässt sich nach vielerlei Gesichtspunkten mehr oder weniger klar unterteilen (vgl. Metzger 1966). Hierzu verwendet man häufig die raumsymbolischen Begriffe des „Innen” und „Außen”, | ||
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+ | Ein anderer, von der streng räumlichen Analogie des „Innen” und „Außen” mehr abweichender Einteilungsgesichtspunkt liegt vor, wenn Metzger zwischen dem Innenwelt- und Außenwelt-Bewusstsein unterscheidet, | ||
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+ | ==== Phänomenologisch bestimmte Bewusstseinsbegriffe ==== | ||
+ | Von diesem umfassenden Bewusstseinsbegriff kann man durch Eingrenzung zu engeren Bewusstseinsbegriffen gelangen. Die Begriffseinengung geschieht in der Regel dadurch, dass **//nur bestimmte Teilbereiche oder Momente, die unmittelbar von ihrer Erscheinungsart als subjektiv erlebt werden//**, als zum Bewusstsein gehörig betrachtet werden. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn ich nur die subjektiv erscheinenden Stimmungen und Strebungen oder bestimmte („private" | ||
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+ | Im Speziellen ist hier noch auf einen anderen, ebenfalls phänomenologisch eingeführten Bewusstseinsbegriff hinzuweisen, | ||
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+ | Aus phänomenologischer Sicht bedeutet Bewusstsein hier soviel wie die (sinnliche, vorstellungsartige oder gedankliche) Teilhabe des phänomenalen Ichs an phänomenalen Gegebenheiten. Duncker erläutert den Begriff der Teilhabe am Beispiel des Sehens (im phänomenologischen Sinn). ”Sehen hat den phänomenalen Grundzug von ‘Offen sein für‘ ‘Ich sehe den Baum‘ ist gleich-bedeutend ‘Ich habe (in einer bestimmten Weise) teil an dem Baum‘; oder ‘Der Baum ist mir in einer bestimmten Weise gegeben‘. Visuelle Teilhabe erfordert in erster Linie den Gegenstand, an dem wir teilhaben. In der wahren Natur der Teilhabe liegt die Unabhängigkeit, | ||
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+ | ==== Zur Unterscheidung von Bewusstsein im phänomenologischen und im ontologischen Sinn ==== | ||
+ | Wenden wir uns nun dem Begriff des Bewusstseins im ontologischen Sinn zu. Hierunter versteht man das gesamte [[feldkonzepte_psychologische|phänomenale Feld]]. Während der Bewusstseinsbegriff im phänomenologischen Sinn angemessen ist, weil hier klar zwischen einem Subjekt (dem [[ich|phänomenalen Ich]]), einem Akt (der sinnlichen, vorstellungsartigen oder gedanklichen Teilhabe) und einem Gegenstand des Bewusstseins unterschieden werden kann, trifft dies für den Bewusstseinsbegriff im ontologischen Sinn nicht zu. Man wird nämlich dann leicht dazu verleitet, auch hier von einem Ich, das Bewusstsein hat, zu sprechen. So sagt z.B. Metzger (1966, 3), dass das Bewusstsein dasjenige sei, was ich habe, wenn ich wache, und was ich nicht habe, wenn ich traumlos schlafe. Hierzu habe ich in einem früheren Beitrag (Tholey 1980, 15) folgende kritischen Anmerkungen gemacht: | ||
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+ | ”Dass diese Redeweise irreführend ist, zeigt sich, wenn man danach fragt, was denn dieses Ich sein soll, welches das Bewusstsein hat. Sicherlich kann dieses Ich nicht phänomenaler Natur sein, da es ja dann selbst Bestandteil des Bewusstseins im hier verwendeten Sinn des Ausdrucks wäre. Sollte mit dem Terminus ‚Ich‘ der physische Organismus oder ein Teil von ihm gemeint sein, so wäre die Ausdrucksweise zumindest äußerst verwirrend. Versteht man unter ‚Ich‘ einen Dispositionsbegriff, | ||
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+ | **Siehe auch:** | ||
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+ | **Zitierte Literatur: | ||
+ | * Duncker, Karl (1947): Phenomenology and epistemology of consciousness of objects. // | ||
+ | * Duncker, Karl (1992): Zur Erscheinungslehre und Erkenntnislehre des Gegenstandsbewusstseins. [Rückübersetzung von Duncker 1947 aus dem Englischen von Paul Tholey]. //Gestalt Theory, 14//(1), 4-42. Das später wiederaufgefundene deutschsprachige Original ist veröffentlicht in: Karl Duncker (2008), // | ||
+ | * Metzger, W. (1966): Der Ort der Wahrnehmungslehre im Aufbau der Psychologie. In: W.: Metzger (Hrsg.): //Handbuch der Psychologie//, | ||
+ | * Tholey, P. (1980): Erkenntnistheoretische und systemtheoretische Grundlagen der Sensumotorik aus gestalttheoretischer Sicht. // | ||
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+ | <WRAP center round box 80%> | ||
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+ | **Paul Tholey: | ||
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+ | Gestalttheorie von Sport, Klartraum und Bewusstsein. | ||
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+ | Ausgewählte Arbeiten, hrsg. und eingeleitet von Gerhard Stemberger** | ||
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+ | Wien: Verlag Wolfgang Krammer | ||
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+ | ISBN 978 3 901811 76 0 | 284 Seiten | Preis 36,00 Euro | ||
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+ | -> [[https:// | ||
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- | //Eintrag in Bearbeitung// |